Ellen Sandberg

Das Geheimnis

04.12.2021

 

 

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Rezension:

Ulla lebt in München, wir schreiben das Jahr 2020 und sie krempelt im Alter von fast 60 Jahren nochmal ihr ganzes Leben um. Vom Mann geschieden, mit der Tochter ein schwieriges Verhältnis, macht sie sie sich auf die Suche nach den Geheimnissen ihrer Vergangenheit. Denn irgendwas muss da sein, umsonst hat ihre Mutter sie nicht verlassen, als Ulla gerade mal sechs Jahre alt war. Oder sollte Helga doch nur die Frau mit dem kalten Herz gewesen sein, für die sie jahrelang gehalten wurde?

Ulla verschlägt es auf den Moarhof zurück, den Lieblingsort ihrer Kindheit. Nach und nach entdeckt sie, wie ihre Mutter zur eigenwilligen Künstlerin wurde, deren düstere Werke niemand verstand, die für sie jedoch so wichtig waren. Bergen sie den Schlüssel zu den Geheimnissen, die über drei Generationen wirken?

 

Dieser Roman ist ein unglaublich gefühlvolles Werk, das mich schnell in seinen Bann gezogen hat. Die Geschichte von Müttern und Töchtern, ihre Verwobenheit mit der Kunst und die sukzessive Aufklärung eines Geheimnisses, oder genau genommen mehrerer, war wunderbar unterhaltsam zu lesen. Immer tiefer konnte ich in die Geschichte rutschen und immer näher kam ich dem Geschehen, genauso, wie es der Protagonistin Ulla auch erging.

In zwei Handlungssträngen erfahren wir Leser, was in den Jahren 2020 und 1975 geschah, einmal aus Ullas Perspektive und einmal aus der von Helga, ihrer Mutter. Dabei reichen die Erinnerungen, die nach und nach aufgedeckt werden, bis in die Zeit des zweiten Weltkrieges zurück. Eine große Zeitspanne also, was aber keineswegs dazu führt, dass die Geschichte unübersichtlich wird. Sie ist so aufgebaut, dass nach und nach Figuren eingeführt werden, die eine wichtige Rolle spielen und auch an sämtliche Geschehnisse wird man als Leser langsam herangeführt.

Die Ausgestaltung der Figuren ist der Autorin wunderbar gelungen. Nicht immer konnte ich gutheißen, wie sie handelten, aber ich konnte es verstehen und ich konnte mit ihnen fühlen.

Das Ende ist zugleich gefühlvoll, knallhart und genau richtig, dieses Buch wird sicherlich noch länger in meinem Kopf herumspuken und mich nachdenklich machen.

Richtig gut gefallen hat mir auch die Art und Weise, wie die Autorin Helgas Kunst beschrieben hat, die Rolle, die dies für die Geschichte spielte. Kunst als Mittel zur gleichzeitigen Selbstzerstörung und Befreiung, Berufung und Zwang zugleich. Gefühle, die sie nicht zulassen konnte, hat die Künstlerin in Farben und Akte verpackt, wahrscheinlich immer in der Hoffnung, sie damit verarbeiten zu können.

Auch die Liebe spielt hier eine Rolle, natürlich die zwischen Eltern und Kindern, aber auch die zwischen Männern und Frauen. Und dabei geht es nicht vorrangig um die romantischen, jugendlichen Gefühle, sondern um eine Art erwachsene Liebe, gefühlvoll, aber ohne zu große Kompromisse.

Außerdem vermittelt das Buch die klare Ansage, dass man in jedem Alter das Beste aus seinem Leben machen kann und sollte, erst recht, wenn es vorher keine gute Gelegenheit dazu gab.

 

Insgesamt hat mich dieses Buch sehr beeindruckt, ich habe es gerne gelesen und möchte es gerne weitermpfehlen.

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