16.11.2021
Hinterhältig sind diese zwölf Kurzgeschichten auf jeden Fall, vor allem aber sind sie unterhaltsam. Dabei bedient sich die Autorin gleich aus mehreren Genres, von Spukgeschichte, über Horror bis Liebesdrama und Sciencefiction ist alles dabei. Alle Geschichten vereint dabei ein bösartiger Humor, mal mehr mal weniger, und sie alle haben irgendwas mit der Weihnachtszeit zu tun.
Weil sie doch sehr unterschiedlich sind, möchte ich meine Gedanken zu jeder einzelnen verfassen.
Der Punsch-Wunsch
Eine junge Frau mit Liebeskummer trifft eine alte Frau mit seltsamen Verkaufsgegenständen – die Stimmung wirkt ein bischen unheimlich und die Geschichte lässt viel Platz für eigene, weiterführende Gedanken. Nicht meine liebste Geschichte, aber im guten Mittelfeld.
Gans anders
Ein Koch-Duell mit den Nachbarn artet aus und endet in einer Geschichte, die ständigen Wettbewerb und das „Besser-sein-wollen“ thematisiert. Schön gemacht, aber richzig wird die Geschichte erst ganz am Ende des Buches …
Ragnarök
Für mich das absolute Highlight des Buches, klassische Horror-Shortstory mit Gänsehautfeeling. Allein für diese Geschichte lohnt sich der Kauf der Buches.
Last Minute
Auch der Sensenmann fängt mal klein an, sein Debutauftritt scheint aber in einem Desaster zu enden. Doch da ist ja noch der Nikolaus … Sehr schön schwarz-humorig beschrieben, hier hatte ich Spaß beim Lesen.
Politisch korrekt
Dies ist für mich die schwächste Geschichte in dem Buch. Die Idee, alles aufs Korn zu nehmen, was in der Weihnachtsgeschichte „politisch nicht korrekt“ scheint, ist ja ganz gut. Bei mir kam der Humor jedoch nicht an und manches fand ich über das Ziel hinausgeschossen.
Wichteln
Auch diese Erzählung hat mich nicht so ganz überzeugt, es geht ums Wichteln und die damit verbundenen Ärgernisse, manchmal war es auch ganz lustig. Aber insbesondere das Ende hat mir nicht so gut gefallen.
Corona-Weihnachtsbesuch
Dafür habe ich mich hier wieder sehr amüsiert: Ein berühmter diebischer Trick wird ein bisschen umfunktioniert und bekommt Sympathiepunkte (der Trick und die Protagonisten). Witzig, böse und makaber, insgesamt sehr gelungen.
Stille Nacht
Ein Weihnachtsessen, ein tyrannischer Mann, dessen Sparsamkeit und die Folgen – diese Geschichte ist herrlich ironisch und subtil böse. Hat mir gut gefallen.
Morgenland
Wir begeben uns in eine merkwürdige Sciencefiction-Welt, bei der mir erst spät aufgeht, worum es wirklich geht. Diese Geschichte landet bei mir im Mittelfeld, sie hat nicht soviel Eindruck hinterlassen, die Idee ist allerdings schön.
Der Geist der Weihnacht
Mein dritter Platz in dieser Sammlung, vor allem die Antagonistin mag ich, auch wenn mir die Protagonistin wiederum leid tat. Übrigens: Tamara ist ein Miststück ;-)
Morgen, Kinder, wird’s was geben
Auch diese Geschichte rangiert bei mir im oberen Feld: Sehr schöne Idee um einen Service, der dazu verhilft, auch im letzten Moment noch passende Geschenke zu finden. Aber was istd er Preis dafür?
Tee mit Plätzchen
Auch hier tritt eine sympathische alte Dame auf, die sich von einem Immobilienhai nicht die Butter vom Brot bzw. die Kekse vom Teller nehmen lässt. Schwarzer, böser Humor lässt grüßen, das mag ich.
Am Schluss folgt noch Bonusmaterial, das unbedingt gelesen werden will. Erstens, weil es die Geschichten noch besser macht, zweitens weil es witzig ist und drittens, weil die netten Protas nochmal auftauchen.
Insgesamt hat es Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Der Schreibstil ist flüssig und hat eine ordentliche Portion Ironie sowie schwarzen Humor versteckt. Die meisten Geschichten haben mir gut gefallen, einige sogar sehr gut und „Ragnarök“ fand ich spektakulär. Das Lesen lohnt sich also :-)