Märchenspinnerei Band 10
Eine Fortsetzung der Geschichten aus 1001 Nacht
Jeder kennt sie, die Märchen, die in 1001 Nacht von der jungen Sheherezade erzählt wurden und ihr das Leben retteten. Als Lieblingsfrau des Sultans hatte sie sich so einen festen Platz in dessen Harem ergattert und lebte ein (für damalige Verhältnisse als Frau) friedliches Leben. Doch was geschah, als der Sultan keine Lust mehr auf Geschichten hatte?
Genau an diesem Punkt knüpft Mira Lindorm an. Sie erzählt Sheherezades eigene Geschichte weiter und bringt damit deren Tochter Suleika ins Spiel. Sie ist ein kleines, aufgewecktes und quirliges Mädchen, dass sich nicht damit zufrieden geben mag, sich im Harem zu langweilen. Sie möchte mit Jungs spielen, sie möchte kämpfen und vor allem möchte sie die Welt außerhalb der Palastmauern kennenlernen. Doch dieser Weg ist für sie nicht vorgesehen, sie ist als Sultanstochter dafür bestimmt, ihr Leben hinter dicken Mauern und als fügsame Prinzessin zu verbringen.
Doch alles ändert sich, als sie eine alte Öllampe findet und hinter ihr Geheimnis kommt: Natürlich merkt sie schnell, wie ihr der dort gefangene Dschinn helfen kann, und auch für ihren guten Freund, den Eunuchen Maged, verwendet sie ihre Wunschmöglichkeiten. Doch Geister denken anders als Menschen, und so nimmt alles einen ganz anderen Gang, als von Suleika gedacht.
Mich hat es gefreut, im Zuge der Märchenspinnerei auf eine Adaption zu stoßen, die sich an diese orientalischen Geschichten anschließt. Zum Einen mag ich sie einfach, zum Anderen ist es etwas Neues innerhalb dieses Projektes. Ein phantastisches und magisches Setting ist hier nicht zu übersehen, die Autorin hat sich nah am Original gehalten und es weitergesponnen. Dabei ist es ihr gut gelungen, die kleine Suleikan authentisch darzustellen, insbesondere ihre Kinder- und Jungendzeit. Aber auch als sie zur Frau heranreift, bleiben ihre Handlungen logisch und nachvollziehbar. Die anderen Figuren wirken ebenfalls echt und konnten mich überzeugen, auch wenn das den ein anderen nicht gerade sympathisch macht. Ich will nicht zu viel verraten, aber insbesondere die Veränderung einer bestimmten Figur hat mich verärgert, und das wird mit Sicherheit die volle Absicht der Autorin gewesen sein.
Die Handlung ist typisch für diese Art Märchen, es gibt keinerlei Unlogisches und zum Ende hin verknüpfen sich auch die restlichen losen Fäden.
Eben dieses Ende ist nicht voraussehbar und es bleibt bis zum Schluss interessant, wie Suleikans Weg sich entwickelt. Es fehlt auch nicht die berühmte Formel „Und wenn sie nicht gestorben sind...“, was mir sehr gefallen hat.
Sehr gerne mochte ich den Drachen Fleckschnauze, er spielt zwar nur eine kleine Rolle, dafür aber eine sehr liebenswerte.
Auch die Werte, die dieses Buch unterschwellig vermittelt, gefallen mir: Freundschaft und Uneigennützigkeit sind ein hohes Gut, wenn man selbst glücklich sein möchte. Klingt so platt und abgedroschen, aber die Autorin hat es sehr schön und ohne erhobenen Zeigefinder verpacken können.
Insgesamt ist es ein rundum gelungenes Märchen, welches Fans dieses Genres garantiert nicht enttäuschen wird.
Machandel Verlag, 2017, 104 Seiten, Taschenbuch, Ebook