06.04.2022
Droemer, 332 Seiten, Hardcover
Schreib oder stirb: Fitzek-Thrill meets Beisenherz-Humor!
Carl Vorlau, mysteriöser Patient einer psychiatrischen Privatklinik, behauptet, vor Monaten die siebenjährige Pia entführt und an einen geheimen Ort verschleppt zu haben. Über seine Tat will Vorlau nur mit einem einzigen Menschen reden - dem ebenso humorvollen wie unkonventionell arbeitenden Literaturagenten David Dolla, dem Vorlau ein diabolisches Angebot macht: Der Agent soll ihm einen Verlagsvorschuss von einer Million Euro verschaffen, für einen Thriller mit dem Titel „Ich töte was, was du nicht siehst“. Ein Geständnis in Form eines True-Crime-Romans über das Schicksal der kleinen Pia!
Als Belohnung verspricht Vorlau, Dolla zu einem Helden zu machen, der das Mädchen in letzter Sekunde vor dem sicheren Tod rettet. Sollte Dolla den Auftrag jedoch ablehnen, will Vorlau nicht nur Pia sterben lassen, sondern auch das Leben des Agenten für immer zerstören …
Klingt nach einem typischen Psychothriller?
Stimmt. Aber auch wieder nicht. Denn die Hauptfiguren von „Schreib oder stirb“ sind noch außergewöhnlicher als das neue Autorenduo selbst: Sebastian Fitzek & Micky Beisenherz.
„Wir wollten etwas schreiben, was es so noch nie gab: eine Geschichte, über die man auf der einen Seite herzhaft lachen kann - und beim Umblättern bleibt einem genau dieses Lachen vor Spannung im Halse stecken!“
(Quelle)
Gleich im Vorwort wird betont, dass dies kein typischer Fitzek ist, da es eben ein gemeinsames Projekt von Sebastian Fitzek und Micky Beisenherz ist. Und das sollte man beachten, bevor man sich auf dieses Buch einlässt. Viele Elemente sind trotzdem ziemlich typisch für den Meister des Thrillers. Die bekannten Verwicklungen und Verwirrungen, die Fallstricke und die Fragezeichen im Kopf des Lesers sind hier genauso vorhanden wie eine rasante Schreibweise und durchaus der eine oder andere Blutstropfen.
Aber im Gegensatz zu den gewohnten Thrillern ist hier noch eine deutliche Prise Humor dabei, die Protagonisten sind ein bisschen schräger und die Schreibweise flapsiger. Immer mal wieder wird der Leser direkt angesprochen und dies hat mich gerade zu Beginn des Buches eher genervt, als amüsiert. Ich hatte das Gefühl, hier sollte der witzige Aspekt mit aller Gewalt eingeflochten werden und dabei wirkte es eher gekünstelt. Im weiteren Verlauf legte sich dies jedoch und das Buch entwickelte sich zu einem angenehm schrägen Thriller mit kuriosen Hauptfiguren.
Das Ende ist dann ganz passend beschrieben, die Knoten lösen sich auf und im Endeffekt hat das Lesen des Buches dann doch Spaß gemacht. Auch die nötige Spannung war da, so dass man trotz der Komik von einem Thriller sprechen kann.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung für diejenigen, die sich mal auf eine andere, nicht ganz ernstzunehmende Art des Thrillers einlassen mögen.
Tja, nun habe ich ihn auch gelesen, den neuesten Fitzek. Schon lange bin ich ein großer Fan seiner Bücher, ich habe die ersten regelrecht verschlungen und fand seine Art zu schreiben grandios und die Ideen innovativ. Das alles ist auch heute noch so, und trotzdem bleibt seit einiger Zeit doch immer mehr der Genuss auf der Strecke. Ich weiß nicht, ob es an mir liegt, oder die Bücher wirklich immer weniger reizvoll werden, aber tatsächlich fehlt mir im Moment das gewisse Etwas, das Besondere, welches Sebastian Fitzeks Werke für mich ausgezeichnet hat.
Gleich vorweg: Vorliegendes Buch ist gut, von einem unbekannten Selfpublisher hätte es mir sogar sehr gefallen. Aber in diesem Fall hätte ich eben ein kleines bisschen mehr erwartet.
Zuerst zum Inhalt:
Die Psychiaterin Emma ist glücklich verheiratet, finanziell gut versorgt, beruflich erfolgreich und schwanger. Doch ihre heile Welt wird empfindlich gestört, als sie in einem Hotel von einem Psychopathen überfallen und vergewaltigt wird. Schon mehrere Frauen hat er auf dem Gewissen, und genau genommenen hat es Emma noch verhältnismäßig glimpflich getroffen: Die anderen Opfer des „Frisörs“ wurden nämlich von ihm getötet. Trotzdem ändert sich Emmas Leben danach radikal, sie traut sich nicht mehr aus dem Haus, lebt in ständiger Angst davor, dass er sie doch noch erwischt und ist kaum noch sie selbst.
Dann bekommt sie das Paket, adressiert an einen unbekannten Nachbarn, und das Unglück nimmt seinen Lauf. Immer wieder muss sie sich ihren Ängsten stellen, und nicht nur sie selbst zweifelt an ihrem Verstand. Zu Recht? Das wird sich zeigen, denn wie so oft in den Büchern Fitzeks ist Nichts so, wie es scheint.
Das Ende kam für mich unerwartet, ich habe die Auflösung nicht vorausgeahnt, was definitiv für die Geschichte spricht. Der Spannungsbogen ist ebenfalls gut aufgebaut, zwischendurch darf man zwar etwas Luft holen, aber dann folgt auch schon der nächste Knaller.
Stellenweise wirkt die Geschichte sehr konstruiert, erscheint mir zu unwahrscheinlich. Auch die Spielereien mit dem psychischen Gesundheitszustand der Protagonisten sind eben nicht mehr so neu und grandios. Ist Emma krank und fantasiert sich alles nur zusammen? Lebt sie gar in ihrer eigenen Welt in einer geschlossenen Anstalt? So oder ähnlich gab es das doch schon mal, so dass die Idee zwar gut, aber eben nicht umwerfend innovativ ist.
Anderseits freue ich mich darüber, dass der Autor seinem gewohnt tollen Schreibstil treu geblieben ist, hier gibt es nach wie vor nichts zu meckern. Er spielt mit den Worten, verursacht bösartige Bilder im Kopf, lässt Menschen gut erscheinen, die es gar nicht verdient haben und umgekehrt. Das kann er, und deswegen werde ich auch sein nächstes Buch definitiv lesen.
Die Protagonisten wirkten authentisch, deutlich weniger konstruiert als die Handlung. Emma wirkte verwirrt, unsicher und doch wieder mutig genug, um nicht ganz aufzugeben, das passte für mich. Auch ihr Gatte sowie ihr väterlicher Freund und Anwalt sind detailreich und bildlich geschildert, so dass ich kein Problem damit hatte, die Figuren kennenzulernen, ihre Handlungen nachzuvollziehen und zu verstehen.
Zusammenfassend also ein Thriller, den ich ruhigen Gewissens empfehlen kann und der diese Genrebezeichnung absolut verdient. Aber das Herausragende, das, was die Bücher dieses Autors mal von allen Anderen unterschieden hat, habe ich nicht gefunden.
Droemer Knaur, Hardcover, 368 Seiten, 2016
Der alte Fitzek ist zurück!
„Was ist das Schlimmste, das sie jemals getan haben?“
Eine gute Frage, die in diesem Buch gestellt wird, und deren Beantwortung über Leben und Tod entscheidet. Na ja gut, eigentlich nur über die Art des Todes. Ein bisschen Folter vorweg gefällig? Dann beantworte die Frage falsch. Natürlich keine körperlich brutale, wie schon in so viel anderen Psychothrillern beschrieben. Bösartig und perfide, langsam und zermürbend, das ist die gerechte Strafe für die Tat.
Wie oben schon geschrieben: Der alte Sebastian Fitzek ist mit diesem Buch zurück, nach „Noah“ habe ich mit diesem Buch wieder das bekommen, was ich erwartet habe: einen gut durchdachten, herrlich verwickelten und spannenden Psychothriller der Spitzenklasse.
Dieses Mal schickt der Autor den Leser auf ein Luxuskreuzfahrtschiff, bewohnt von tausenden Passagieren und Mitarbeitern. Auch Julia und ihre 15jährige Tochter Lisa sind dabei, eingeladen von dem Kapitän höchstpersönlich. Doch schon kurz nach der Abfahrt erhält Julia eine schockierende Nachricht, die sie um ihre Tochter bangen lässt. Wie schon so viele andere vor ihr, hält Lisa ein so großes Schiff für einen perfekten Ort, um sich das Leben zu nehmen. Glaubt Julia.
Auch der Ermittler Martin Schwartz hat sich auf dem Schiff eingecheckt, nicht um Urlaub zu machen, sondern um die Hintergründe des Todes seiner Frau und seines Sohnes aufzudecken. Beide stürzten sich von genau diesem Schiff in den Tod. Glaubt Martin.
Das Ganze wird verwirrend, als ein Mädchen entdeckt wird, das eigentlich tot sein sollte, ebenfalls durch einen Selbstmord. Ganz lebendig ist sie tatsächlich nicht, sie scheint schwer traumatisiert zu sein und weist Verletzungen auf, die auf schwere Misshandlungen hindeuten: Was ist los auf der „Sultan of the seas“? Warum sterben hier so viele Menschen durch angeblichen Selbstmord und was verbirgt sich hinter der mysteriösen Bezeichnung „Passagier 23“?
Fragen, die sich beim Lesen auflösen, wie meistens bei diesem Autor erst ziemlich zum Schluss.
Gerade der hat mir übrigens sehr gut gefallen. Beide, um genau zu sein.
Viele Handlungsstränge, beteiligte Personen und unerwartete Wendungen machen es schwer, den Inhalt hier komprimiert wiederzugeben. Beim Lesen stören sie dagegen gar nicht, im Gegenteil. Jedes mal wenn ich meinte: „Aha, so ist es!“ kam es anders als gedacht, aber das bin ich ja von Sebastian Fitzek gewohnt und gerade das gefällt mir an seinen Büchern.
Wenn es auch, meiner Meinung nach, nicht das beste seiner Bücher ist, ist es doch ein herausragender Psychothriller. Vor allem die Idee, die ganze Geschichte auf einem Schiff spielen zu lassen gefällt mir gut und ist neu.
Die von ihm erschaffenen Figuren sind menschlich und einzigartig, mit kleinen Macken und zum Teil tiefen seelischen Abgründen, manche so gute Schauspieler, dass ich ihnen bis zum Schluss nicht auf die Schliche gekommen bin. Außerdem schafft es Sebastian Fitzek, eine gruselige Gänsehautatmosphäre zu erzeugen, ohne blutige Taten bis ins Detail auszuschmücken.
Sein Schreibstil ist wie erwartet wunderbar zu lesen, wie immer will man das Buch nicht mehr aus der Hand legen, ich habe dafür eine einzige Nacht gebraucht.
Übrigens ist er der einzige Schriftsteller, bei dem es sich lohnt, die Danksagung zu lesen.
Nach diesem Buch weiß ich auch wieder, warum Sebastian Fitzek mein Lieblingsautor auf dem Thrillersektor ist, ich würde es kaufen, wenn ich es nicht schon getan hätte.
Droemer-Knaur, Hardcover, 426 Seiten
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