Im Internet finden sich einige Tipps zum erfolgreichen Bloggen, die auch ich mir zum Teil durchgelesen habe. Manches davon ist für mich nicht zu gebrauchen, ich möchte keine Seite mit viel Bling-Bling und bunten Eyecatchern, sondern einfach Informationen zu Büchern und gegebenenfalls auch Autoren geben. Mein Ziel ist auch nicht, mit diesem Blog Geld zu verdienen und nebenbei gesagt, glaube ich auch nicht, dass es mit einem Bücherblog funktioniert. Trotzdem hätte ich natürlich gerne einige konstante Leser, für mich allein zu schreiben macht nur halb soviel Spaß.
Deswegen habe ich mir einen Tipp zu Herzen genommen, der besagt, dass Blogleser neugierige Menschen sind, die wissen möchten, wer hinter dem Geschriebenen steckt.
Hier also: Tanja in ihrem Buchstabenheim :-)
Im Keller:
Hier bin ich, rein literarisch gesehen, am ehesten zuhause. Mindestens 70% der von mir gelesenen Bücher stammen aus dem Bereich Thriller/Kriminalroman. Deswegen habe ich in diesem Genre auch die besten Vergleichsmöglichkeiten und hier fällt mir das Schreiben der Rezensionen am leichtesten. Im realen Leben möchte ich den dort dargestellten Personen natürlich lieber nicht begegnen ;-)
Im Wohn- und Kinderzimmer:
Hier mache ich mir es gerne mit meinem 10jährigen Sohn gemütlich, außerdem wohnen bei uns auch noch allerlei Haustiere. Alle zusammen sorgen dafür, dass ich mich auch außerhalb der Buchstabenwelten ganz wohl fühle und meine Zeit nicht nur mit dem Lesen verbringe.
In der Küche:
Ein Ort, den ich sehr mag. Kochen, backen und mit neuen Zutaten experimentieren macht mir Spaß und das Essen hinterher durchaus auch.
Im Büro:
Ein Bereich, der viel Aufmerksamkeit von mir bekommt, noch nicht virtuell,aber in meinem realen Leben. Beruflich arbeite ich zwar nicht in einem Büro, sondern in einem Kindergarten, trotzdem komme ich natürlich auch dabei nicht an Fachlektüre vorbei. Meine Vorliebe für Kinderbücher ist auch sicherlich mit meiner Berufswahl zu erklären.
Außerdem studiere ich „nebenbei“ Kulturwissenschaften und das erfordert auf jeden Fall das Lesen von reichlich wissenschaftlicher Lektüre. Bei der Schwerpunktwahl in diesem Studiengang hat man die Entscheidung zwischen Geschichte, Philosophie und Literaturwissenschaften zu fällen,und es war, trotz meiner Liebe zu Büchern nicht immer ganz klar, welches denn nun mein spezieller Fachschwerpunkt wird. Interessant ist tatsächlich alles, aber letzten Endes wird dann wohl doch die Literatur das Rennen machen.
Die (für mich sehr positive) Reaktion des Sterns auf meinen offenen Brief:
http://www.stern.de/familie/leben/kitastreik-eine-erzieherin-erzaehlt-wir-sind-mehr-als-nur-die-netten-kindergarten-tanten-2189177.html
Dieser Brief passt nicht wirklich zu dieser Homepage, mir ist er allerdings wichtig und ich möchte ihn bekannt machen. In einem Online-Artikel des Sterns wurde mein Beruf thematisiert und zwar auf eine Art und Weise, die mich geärgert hat. Hier meine Antwort dazu:
Balge, 20.04.15
Offener Brief
Sehr geehrte Stern-Redaktion,
am 16. 04. 2014 erschien auf Ihrer Webseite ein Artikel mit dem Titel „27 Gründe, warum Erzieher mehr Geld verdienen sollten“. Nach dem Lesen des Artikels brennt es mir so unter den Nägeln, dass ich diesen offenen Brief schreiben muss. Die inhaltliche Ausgestaltung hat mich sehr geärgert, vertieft sie doch das leider allgemein vorherrschende Bild der „netten Kindergarten-Tante“, und ich nehme an, dass ich vielen meiner Kolleginnen und Kollegen aus der Seele spreche.
Es werden 27 banale Gründe angeführt, weswegen unser Berufsstand mehr Würdigung vertragen würde. Diese sind nicht generell falsch, aber leider bleibt der Autor viel zu sehr an der Oberfläche eines komplexen, anspruchsvollen Tätigkeits- und Wissensfeldes.
Ich habe mir erlaubt, eine eigene Auflistung plausiblerer Gründe zu erstellen, angelehnt an Ihren Artikel.
Betonen möchte ich, dass der Beruf des Erziehers sich nicht auf den im Kindergarten beschränkt, sondern viel mehr Tätigkeitsfelder beinhalten kann. Dies wird in dem Artikel nicht deutlich. Trotzdem werde ich mich im Folgenden auch vorrangig auf die Arbeit mit 3-6jährigen Kindern beziehen, einfach weil das mein persönlicher Arbeitsbereich ist.
Nun zu den Gründen (nicht unbedingt in der Reihenfolge meiner Prioritätenliste, sondern in Anlehnung an Ihre Aufzählung):
Die wichtigsten Gründe, warum unser Beruf dringend mehr Anerkennung benötigt, liegt in der hohen Bedeutung der frühkindlichen Bildung und den gewachsenen Ansprüchen an uns ErzieherInnen. Wir müssen auf wissenschaftlich-pädagogischem Niveau arbeiten, ohne dass wir in der Ausbildung adäquat darauf vorbereitet wurden. Deswegen ist lebenslange Weiterbildung und freiwillige Aneignung von Wissen weit über das Ausbildungsniveau hinaus unerlässlich (Nebenbei: den Erzieherberuf als akademischen zu etablieren, also Studium statt Ausbildung, finde ich absolut wünschenswert). Wir müssen zig zum Teil widersprüchlichen Ansprüchen genügen und gerecht werden. Denen der Kinder, des Trägers, der Eltern, der Schulen,...
Weiterhin deuten Sie die körperlichen Beanspruchungen durch Viren, Läuse, kleine Stühle und zu hohen Lautstärkepegel an. Diese treffen zwar zweifelsohne zu, sind aber bei Weitem in der Form nicht vollständig. Komplett vergessen wurde hier der nachgewiesenermaßen beständig hohe Stresslevel.
Sie führen in besagtem Artikel an, wir hätten mehr Geld verdient, weil wir immer wüssten, „wo sich der zweite Hausschuh versteckt“ habe... Mal ehrlich, alberner geht es kaum! Ich weiß nicht immer, wo die Kinder ihre Sachen versteckt haben, muss ich auch nicht. Mein Ziel ist es nämlich, den Kinder beizubringen selbständig für sich und Ihre Dinge zu sorgen. Dies ist die eigentliche Arbeit daran, welche Anerkennung verdient hat.
Sie führen weiterhin an, dass es Unterschiede in verschiedenen Bundesländern gibt. Stimmt. Und deshalb haben wir mehr Geld verdient?
Auch angemessenes Sozialverhalten der Kinder wird bei Ihnen thematisiert. Gut, dazu gehört auch „Bitte“ und „Danke“ und das Suchen von Konfliktlösungen, dazu gehört aber vor allen Dingen, selbst ein soziales Vorbild zu sein. Ich muss mich und mein Verhalten deshalb konstant in Frage stellen und reflektieren, denn wer selbst nicht sozial agieren kann, kann dies auch nicht anderen vorleben und beibringen. Manchmal nicht leicht, so mancher verbringt dafür Stunden beim Psychologen.
Unter Punkt 6 schreiben Sie, wir verbrächten „mehr Zeit mit fremden als mit den eigenen Kindern“. Natürlich, es ist schließlich unser Beruf und welcher Vollzeitbeschäftigte hat mehr Zeit für seine Kinder als für seinen Job. Wahrscheinlich keiner, also kein Grund für besondere Anerkennung.
Unangemessen ist auch die Aussage, wir würden das Ableben einer KiTa-Schildkröte verschleiern. Wir haben wissenschaftlich fundiert gelernt, wie man mit Kindern über deren Probleme spricht, wie sie Krisen überwinden können und Methoden erarbeitet, wie Kinder in solchen Momenten aufzufangen sind. Dies verdient Anerkennung, und nebenbei gesagt müssen wir diese Leistung auch dann bringen, wenn uns nach einem privaten Schicksalsschlag auch lieber zum Heulen zumute wäre.
Weiterhin haben Sie mit Folgendem Recht: Man kann zu Vierjährigen sagen: „Ey Leute, bisschen mehr Respekt“, wir müssen uns nämlich für jedes der 25 Kinder in der Gruppe eine passende Wortwahl überlegen, um alle erreichen zu können. Ohne dabei unsere eigene Persönlichkeit aufzugeben, denn das merken Kinder sofort, und die Folge wäre: Besagter Respekt ist schlagartig hinfällig. So erreichen wir, dass uns eine Akademikertochter genauso versteht wie Kinder unterer Bildungsschichten oder mit geringen Deutschkenntnissen. Wie wir das alles hinbekommen? Weil wir es gelernt haben.
Mehrmals werden von Ihnen hauswirtschaftliche und pflegerische Aufgaben erwähnt. Diese müssen wir natürlich auch machen, tatsächlich sogar Reis fegen (wobei ich noch nie so viel Zeit hatte, die Anzahl der Reiskörner zu kontrollieren). Auch Windeln wechseln und Erbrochenes aufwischen gehört dazu.
Das Hauptproblem ist, dass all dies zu unserer eigentlichen Tätigkeit, der pädagogischen Arbeit, zusätzlich anfällt, wodurch letztere allzu häufig auf der Strecke bleibt. Zurück bleibt unsere Unzufriedenheit, weil wir unseren eigenen Ansprüchen nicht genügen konnten.
Sie erkennen weiterhin richtig, dass wir Unmengen Spiele, Lieder usw kennen müssen. Aber die Kinder akzeptieren auch einen Spickzettel – wir sind ja nicht beim Casting. Was allerdings grundlegend ist: Wir müssen wissen, wo wir das Passende und Gesuchte finden, Rechercheinstrumente sollten also bekannt sein und beherrscht werden.
Natürlich ist es auch wichtig, dass wir konsequent und durchsetzungsfähig. Wie immer steckt aber auch hier viel mehr dahinter: der tägliche Kampf zwischen liebevoller Zurückweisung, Fünfe-gerade-sein-lassen und knallhartem Durchgreifen. Bei 25 Kindern eine Leistung, immerhin muss das Ganze so klappen, dass die Kinder sich in die Gruppe integrieren und trotzdem individuell bleiben.
Wissenschaftlicher ausgedrückt: Wir helfen den Kindern auf ihrem Weg in die Sozialisation. Und berücksichtigen dabei auch noch die 25 verschiedenen Wünsche der Elternpaare, was durchaus in 50 Wünschen einzelner Elternteile ausarten kann.
Ihren kryptischen Satz über die Faschingsfeier interpretiere ich so, dass wir wohl in der Lage sind, größere Feste und Aktionen zu organisieren. Stimmt. Bei einem Kindergarten mit 80 Kindern plus Eltern, Geschwistern und Großeltern kann ein ganz normales Sommerfest schon die Ausmaße eines Dorffestes annehmen. Mit Verpflegung und abendfüllendem Bespaßungsprogramm. Neben allem Anderen sind an uns wohl auch Eventmanager verloren gegangen.
Ganz richtig schreiben Sie, dass wir wichtige Bezugspersonen der Kinder sind. Auch hier gilt es wieder, extrem zu reflektieren, schließlich gibt es auch bei Kindern solche, deren Verhaltensweisen man eigentlich nicht ausstehen kann. Liegt es vielleicht doch an mir? Was kann ich ändern, um eine bessere Beziehung aufzubauen? Was mache ich falsch und warum kann ich dieses Kind nicht erreichen?
Ähnlich ist es auch bei dem Beziehungsaufbau zu den Eltern, Kommunikationstraining und Menschenkenntnis sind demnach auch wichtiger Bestandteil des Berufes.
Ein Grund, der bei Ihnen kaum eine Rolle spielt, aber genauso wichtig ist, wie die Arbeit am Kind, ist die Elternarbeit. Wenn wir es nicht schaffen, dass die Eltern uns vertrauen und unsere Kompetenzen anerkennen können wir auch die Kinder nicht erreichen. In vertrauensvollen, empathischen Gesprächen müssen wir nicht selten auch Erwachsenen mit Rat und Hilfestellung zur Seite stehen. Bitte stellen Sie sich einmal vor, wie viel Einfühlungsvermögen vonnöten ist, wenn man einem Elternteil erzählen muss, dass das geliebte Kind stark entwicklungsverzögert ist... Wir sind oft die erste Anlaufstelle der Familien außerhalb ihres eigentlichen Vertrauenskreises, sind die ersten, die vielleicht auch mal Schwierigkeiten ansprechen müssen. Häufig müssen wir auch zusammen mit den Eltern gemeinsame Lösungen finden, und vor Behörden, Schulen und anderen Institutionen bestehen. Wir müssen auch aushalten, dass Eltern nicht professionell, sondern natürlich emotional reagieren. Oft sind wir dann erst mal die Sandsäcke, die diese Emotionen auffangen müssen, obwohl wir auch nur Menschen sind.
Um den Rahmen nicht völlig zu sprengen, möchte ich es hierbei belassen, wobei immer noch keine vollständige Tätigkeitsbeschreibung erreicht ist (das Thema „Anleitung von Auszubildenden“ wurde hier zum Beispiel noch gar nicht angerissen).
Ich wünsche mir, dass die frühkindliche Bildung als genauso wichtig anerkannt wird, wie die schulische und damit auch unser Beruf!
Mit freundlichen Grüßen
Tanja Mandelt